
28. Reisetag
Donnerstag, 16. August 2012
Rissa-Dombås
Ich war gespannt auf das heutige Wetter, nachdem gestern der Küste entlang eine dicke Hochnebeldecke den Herbst ankündigte. Tatsächlich war es in Rissa sonnig, aber man sah Nebelschwaden kommen. Als ich kurz nach 9 Uhr abfuhr, musste ich mit der Fähre nach Flakk bei Trondheim fahren, um definitiv an der Sonne zu sein. Während der Fahrt auf der E6 auf das Dovrefjell war es andauernd wolkenlos, erst bei der Annäherung an die Berge gab es Quellwolken in einer normalen Portion. Manchmal war es wirklich mühsam, wie genau sich die Norweger an die signalisierten Geschwindigkeiten halten, denn die grosszügig trassierte E6 mit 50 bis 70 km/h zu befahren ist eine schwere Prüfung der Zurückhaltung. Während ich auf mancher Nebenstrasse frei Fahrt gehabt hatte, kam ich auf der E6 nicht ums Kolonnenfahren, das viel ermüdender ist.
Im Raum Trondheim herrscht ein sehr mildes Klima, so dass trotz der nördlichen Lage Getreide angebaut werden kann. Die Ernte hat zwar noch nicht stattgefunden, aber in den nächsten Wochen dürfte dies der Fall sein.
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Die Luftlinie zwischen Rissa und Trondheim ist kurz, aber es hat einen langen Fjord dazwischen, der von zwei Fähren im Halbstundentakt überquert wird. Bei den Fährschiffen handelt es sich um sehr moderne Exemplare, die mit einem Gasantrieb laufen.
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Der Anstieg aufs Dovrefjell ist erstaunlich flach. Plötzlich hat es keine Bäume mehr, und schon war ich oben. Dann breitete sich wie bei all den Fjells eine riesige Hochebene aus, im Hintergrund war den teils noch verschneiten höchsten Berg des Landes zu sehen, der Snøhetta mit 2286 m Höhe.
Das Dovrefjell ist eine weite, grossene Hochebene, die aber im Vergleich zum Saltfjell nicht ganz so karg ist. In Hjerkinn, dem höchsten Punkt von Bahn und Strasse, liegt man gerade an der Baumgrenze, weniger weiter unten hat es aber bereits schon wieder niedrig wachsende Bäume. Daher ist es recht schwierig, Bilder von der Dovrebahn zu machen, weil der Zugang zum Gleis durch Dickicht erfolgt.
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Ich setzte meine Fahrt bis Fokstua fort, dort wo es dann wieder abwärts geht. In früheren Jahren war ich schon zweimal hier, um Züge der Linie Trondheim-Oslo zu fotografieren. Beim ersten Mal begegnete ich sogar einer Elchkuh! Wie die Erfahrung eines bald 30 Jahre lang tätigen Eisenbahnfotografen zeigt, verschwindet die Sonne immer dann hinter einer Wolke, wenn ein Zug kommt. So auch in Norwegen und heute. Tatsächlich war es gerade dunkel, als der erste Neigezug von Trondheim durchflitzte. Beim zweiten, 80 Minuten später, kam gerade zur rechten Zeit die Sonne zurück. Wie ein Wunder gelang auch der Schnellzug Oslo-Trondheim, der mit Lok 2000 und Wagen kam. Zudem waren zwei Güterzüge nordwärts unterwegs (zum Fotografieren die ungünstigere Fahrtrichtung) und eine Dreifachtraktion TALENT-Triebwagen als Überführungsfahrt nach Trondheim. Bis auf den dritten Personenzug waren die anderen Züge absolut fahrplanmässig unterwegs, was zeigt, dass die NSB es doch kann.
Die NSB setzt zwischen Oslo und Trondheim vorwiegend die silbrig-blauen Neigezüge ein, aber es hat auch lokbespannte Züge mit El18 (entspricht praktisch der SBB-Lok 2000).
Es fuhr eine Dreifachtraktion TALENT-Züge durch, die auf der Linie Åndalsnes-Dombås auf der Raumabahn eingesetzt sind. Ihr Unterhalt wird in Trondheim gemacht, daher findet ein regelmässiger Fahrzeugaustausch statt.
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CargoNet, die Gütertochter der NSB, beschaffte bei Bombardier Traxx-Lokomotiven (El 19), obwohl NSB Personenverkehr viel zu viele Lokomotiven der Reihe El 18 besitzt.
Die kantigen El 16 wurden aber teilweise von der Gütertochter übernommen.
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Machen wir wieder etwas Norwegenkunde! Heute ist das Thema Strassen und Strassenbeläge an der Reihe.
Die älteren Strassen haben einen Belag, der aus einer Mischung aus Kieselsteinen und Ashalt besteht. Manchmal sind die dem Ashalt beigemischten Kieselsteine etwas feiner (1. Bild von links), grösstenteils aber eher gröber. Diese Belagsart ist steinhart, scheint sehr dauerhaft zu sein, und macht beim Befahren im Auto ein lautes Geräusch. Mit der Zeit gibt es Wellen und Absenkungen, manchmal Risse, und häufig fällt der Rand stark ab. Der grösste Teil des Strassennetzes hat diesen Zustand.
In neuerer Zeit werden die Strassen wunderschön asphaltiert wie bei uns. Da aber der untere Belag meist der alte ist und einfach überteert wird, dauert es nicht allzu lange, bis Teile des Belags abblättern oder Risse bekommen, besonders bei den schweren Lastwagen.
Nebenstrassen sind häufig nicht asphaltiert. Diese Naturstrassen, norwegisch Grusvei genannt, haben häufig einen feinen, festgewalzten Belag, der fast an die Qualität einer Teerstrasse herankommt. Mit der Zeit wird die Strasse aber wellig und bekommt schreckliche Schlaglöcher. Dann sollte sie aufgerauht und neu gewalzt werden.
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In den Ortschaften deuten unauffällig Schilder auf "opphøyd gangfelt" hin. Dann heisst es aufpassen, denn es kommt eine kaum sichtbare Wurst über die Strasse, die die Funktion eines Fussgängerstreifens hat. Bei Befahren mit mehr als 40 km/h fliegt einem die ganze Inneneinrichtung des Autos um die Ohren. "opphøyd gangfelt" heisst schliesslich nichts anderes als "erhöhtes Gehfeld".
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Wenige Kilometer weiter wartete dann das Hotel Dombås auf mich, und so ging ein weiterer schöner Tag zu Ende. Dank den Mückenstichen werde ich noch ein paar Tage juckend daran denken.
Wie gewohnt zum Abschluss die Karte mit der Reiseroute von heute:
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