20. Reisetag

Mittwoch, 14. August 2013

Tysfjord - Bodø

Viel blauer Himmel und doch ein paar Wolkenfelder überraschten mich am Morgen. An und für sich war heute ein Reisetag durch eine Gegend, die ich schon zwei Mal - letztes Jahr und heuer am 3. Reisetag - bereist habe, so bestand keine Notwendigkeit auf besonders schönes Wetter. Natürlich war ich froh, aber im Verlauf des Tages nahmen die Wolken dann schon noch zu.

Um das lokale Fährgewerbe zu unterstützen, verliess ich das Hotel am Tysfjord in Richtung Norden und gelangte zum Fährhafen Bognes. Dort befuhr ich zuerst das Nebensträsschen nach Korsnes, ein Weiler mit einer Fischverarbeitungsfabrik und einem Museum.

Damit die Tempolimiten innerorts besser eingehalten werden, sind mancherorts Tafeln aufgehängt mit "Kjør sakte - barn leker" - fahr vorsichtig, Kinder spielen. In Korsnes fand ich eine Steigerung davon, indem stand "Kjør sakte - levende barn leker" - fahr vorsichtig, (noch) lebende Kinder spielen.

Wenige Meter davon entfernt, beim Weiler Leiknes, wies ein Schild auf "Helleristninger", also Petroglyphen hin. Google sei gedankt, Petroglyphen sind in Stein gearbeitete Felsbilder aus prähistorischer Zeit. Wenn man also schon in der Gegend ist, dann schaut man sich dies an.

Da man mit dem Auto nicht bis auf den Fels fahren konnte, musste ich ein paar Schritte zu Fuss gehen. Die Steinzeichnungen sahen für mich aus, wie wenn Kinder diese soeben mit Steinen eingeritzt hätten. Aber ich vertraue den Forschern und der Echtheit dieser Petroglyphen.

In Bognes erwischte ich gerade die nächste Fähre nach Skarberget, die ich vor ein paar Tagen (15. Reisetag) in der Gegenrichtung benutzt hatte. Eigentlich war sie schlecht belegt, obwohl sie ein Teil der Transitroute E6 ist. Statt nur Bilder von Landschaften ab der Fähre aufgenommen nun ein paar Bilder von auf der Fähre selber. Das erste Bild zeigt die andere Fähre ab Bognes, die nach Lødingen fährt (schon 3x benutzt!).

Und nun doch noch ein wenig Landschaft:

Ganz spezielle Felsformationen und Berge charakterisierten die nächsten paar Kilometer auf der E6 bis zur Abzweigung der Hauptstrasse 827 nach Kjøpsvik.

Die Strasse 827 nach Kjøpsvik führte durch einige Tunnels. In Kjøpvik selber hat es ein grosses Zementwerk, ausserdem wird diese Route mit der Fährfahrt Kjøpvik-Drag den Lastwagen empfohlen, weil die parallel verlaufende E6 über mehrere Steigungen verfügt.

In Kjøpvik hatte ich eine Stunde Pause, bis die nächste Fähre nach Drag fuhr.

Wegen der zunehmenden Bewölkung war die Sicht in die Bergwelt rundherum etwas eingeschränkt. Dennoch war es eine schöne 45minütige Fährfahrt.

Von Drag war es noch ein Katzensprung bis zur E6, welcher ich dann südwärts in Richtung Fauske folgte. Beim Kobbelv Vertshus (Wirtshaus zum Kobb-Fluss) machte ich einen Stop, weil eine Hinweistafel mein Interesse weckte: Polarbanen Fauske-Kirkenes.

Im 2. Weltkrieg bauten die deutschen Besetzer mit russischen Kriegsgefangenen die Bahnstrecke Mosjøen-Fauske, die noch bis Narvik und später Kirkenes hätte weitergebaut werden sollen. Zwischen Fauske und Drag gibt es einige angefangene Bauwerke (siehe auch Norwegen 2012, 22. Reisetag). Beim Vertshus Kobbelv kann man einen Tunneleingang, der jetzt als Bar genutzt wird, und einen angefangenen Brückenpfeiler anschauen. Die Hauptattraktion dort ist aber für die meisten Haltmachenden der Wasserfall neben dem Wirtshaus.

In Fauske stand der Besuch des Bahnhofs auf dem Programm. Da um 18.10 Uhr zwei Regionalzüge kreuzen, wartete ich diesen Moment gleich ab. Nachdem der erste Zug eingefahren war, nahm der Bahnhofsvorstand das Velo und radelte bis zur Einfahrweiche, die er dann für den Gegenzug von Hand stellen musste.

Beim Rollmaterial handelt es sich um Talent-Dieselzüge, die Talbot Aachen, später Bombardier, für die nichtelektrifizierten Bahnstrecken im Ruhrgebiet entwickelte. Entsprechend geeignet sind sie für die Langstrecken-Regionalzüge auf der Nordlandbahn mit den Launen der Natur.

Schliesslich folgten noch die letzten ca. 60 km bis Bodø, wo ich ein Hotelzimmer reserviert hatte. Da ich Bodø noch nie mit dem Auto bereist hatte, musste ich das Smartphone als Navigationshilfe engagieren.

Bodø ist fast nicht mehr zu erkennen. Zwar sind die Domkirche und das Rathaus unverändert geblieben, aber beim Hafen wird im grossen Stil gebaut: ein Hochhaus für das neue Rica-Hotel, eine grosse Bibliothek und ein Konzert- und Theaterpalast. Ich war im Februar 2007 und im August 2005 die letzten Male in Bodø und werde sicher Aufnahmen vom Hafen gemacht haben, die ich gerne mit den heute gemachten Aufnahmen vergleichen werde.

Am späten Abend, als die Sonne schon sehr tief stand und die Wolken von unten anleuchtete, sah es aus, als ob der Himmel brennen würde.

Und wie immer: die Tagesreiseroute auf der Karte