
22. Reisetag
Freitag, 16. August 2013
Rognan - Polakreis - Tärnaby (S)
Nicht eine einzige Wolke war zu sehen am Morgen früh, doch mir war klar, dass es manchmal sehr schnell gehen kann und der Himmel bedeckt ist. Nach dem Morgenessen gab es einzelne Wölkchen, in Richtung Gebirge einiges mehr. So wollte es auch der Wetterbericht. Der meinte sogar, in Trondheim würde es heute regnen.
Die ausführliche Analyse diverser Internetportale gestern Abend zeigte auf, dass etwa auf halbem Weg zwischen Rognan und dem Flughafen Trondheim keine freien Hotelzimmer angeboten wurden. Als Alternativen wurden Ortschaften aufgeführt, die teils sehr weit vom gesuchten Ort lagen. Meine Recherchen führten mich schliesslich nach Tärnaby in Schweden, einem Wintersportort im schwedischen Niemandsland. Dort konnte ich ein Zimmer buchen. Wahrscheinlich hätte ich sonst schon etwas gefunden, aber eine Nacht im Playmobil wollte ich mir ersparen.
Rognan bietet einige Fachgeschäfte an und hat mehrere Strassen verkehrsfrei gemacht. Selten bietet ein so kleiner Ort so viele Einkaufsmöglichkeiten. Eine Brygge erinnert fast ein bisschen an Bergen:
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Von Rognan ging es dann südwärts weiter bis zum Saltdal Turistcenter, wo die Strasse 77 nach Schweden abzweigt. In Fauske habe ich gesehen, dass es sogar zweimal am Tag eine Busverbindung von Fauske über diese Strasse bis nach Skellefteå am Bottnischen Meer gibt. Diese Buslinie würde dort vorbeiführen, wo ich letztes Jahr die Linbana, die längste Seilbahn der Welt, am 16. Reisetag besuchte.
Die Strasse führt auf norwegischer Seite durch das Junkertal, das im untersten Teil eine Schlucht bildet. Die Strasse führt daher über einen Hügel mit 10% Steigung. Zum Glück war ich in einer Kolonne, die von einem Lastwagen angeführt wurde, der mit 20 - 30 km/h den Berg hinauf schlich. Sonst wäre dann mein lahmes Stadtauto an der Spitze der Kolonne gewesen.
Der angekündigte Ausblick aufs Saltdal, also das Haupttal mit E6 und Bahnlinie, war aber dann auch nicht so richtig möglich, weil alles zugewachsen war. So blieb es beim Anblick benachbarter Berge und des Saltfjells.
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Das Saltfjell wird mit der E6 und der Bahnlinie auf 692 m.ü.M. überquert. Wenige Meter südlich des Kulminationspunkts führt der Polarkreis durch. Ich wollte wie letztes Jahr ein paar Züge der Nordlansbahn auf dem kargen Saltfjell aufnehmen und richtete mich mit einem "Survival-Kit" in der Nähe der Bahnlinie ein. Dank des starken Winds hatte es dort oben wesentlich weniger Wolken als weiter unten im Tal, und mit 16°C war es recht warm für die Gegend und die Jahreszeit.
Noch bevor ich mich installiert hatte, tauchte der südwärts fahrende Güterzug auf. Ich war noch etwas weit weg, dafür sieht man auf dem Bild den gesamten Güterzug. Bis zur Durchfahrt des Personenzugs waren es jetzt noch zwei Stunden, die ich mit meinem Laptop verbrachte. Zum Glück betätigen die Lokführer das Horn bei der Überfahrt des Polarkreises, so war ich gewarnt, als der Güterzug von Süden nach Norden kam. Fast pünktlich tauchte dann auch der erste Personenzug auf. Für den zweiten, nordwärts fahrenden Personenzug fuhr ich zum Polarkreiszenter und marschierte etwa 20 Minuten an die Fotostelle. Mit vier Zügen in der Kamera hatte ich eine gute Ausbeute. Die Güterzüge fahren vor allem nachts, es sind etwa drei bis vier pro Tag.
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Das Saltfjell ist eine eindrückliche Landschaft mit der E6 und der Bahn als Nord-Süd-Achsen in einem langgezogenen Land.
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Danach folgte ich der E6 bis Mo i Rana und zweigte auf die E12 ab, die bis Umeå am Bottnischen Meer führt. Die E12 steigt bald auch recht rasant an, führt über ein Fjell und dann mehreren Seen entlang. Es ist eine dünn besiedelte Gegend mit vielen Ferienhäusern, die überall verstreut sind. Den Grenzübergang nach Schweden nimmt man kaum wahr. Auf schwedischer Seite wird überall Fleisch angeboten, offenbar zu wesentlich günstigeren Preisen als in Norwegen.
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Das Fjällhotel in Tärnaby war weit und breit das einzige offene Hotel. In und um Tärnaby gibt es zahlreiche Skilifte und Sesselbahnen, die auf die umliegenden Hügel führen. Im Winter wird hier viel los sein, auch wenn aus der Sicht eines Schweizers diese Hügel nicht im Ansatz das bieten, was die Alpen bieten. Der Blick aus dem Hotelzimmerfenster mit dem Överuman-See war aber nicht zu verachten. An jedem Strassenlaternenpfahl erinnerte eine Tafel daran, dass Ingemar Stenmark aus dieser Ortschaft stammt, die sich übrigens als grösster Skiort Schwedens bezeichnet. Und so ist das schwedische Niemandsland, wo ich mich derzeit befinde, eben doch nicht Niemandsland.
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Morgen folgt die letzte Autoetappe bis zum Flughafen von Trondheim, etwa 425 km. Angesichts des angesagten Regens wird es kaum Fotohalte geben.
Das war die heutige Route:
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