6. Reisetag

Mittwoch, 31. Juli 2013

Kabelvåg - Vesterålen - Bardufoss

Erwartungsgemäss hat das Wetter während der Nacht umgeschlagen, die gestrigen Abendwolken wurden noch dichter und es fiel Regen am Morgen. An und für sich war ein Schlechtwettertag längst einmal an der Reihe, aber die Gegend auf dem Weg nach Tromsø hätte sicher etwas mehr Sonnenschein zu gut.

Etwas später als gestern verliess ich das Hotel und fuhr an die nordwestliche Ecke der Lofoteninseln, nach Fiskebøl. Die vor etwa 10 Jahren neu eröffnete Schnellstrasse E10 in Richtung Festland (Narvik) kenne ich ja schon von der letztjährigen Reise und von der Hinfahrt von vorgestern, also wählte ich den früheren Weg über die Vesteråleninseln, das heisst über die Ortschaften Stokmarknes und Sortland.

Zwischen Fiskebøl und Melbu musste wieder einmal eine Fähre benutzt werden. Zwischenzeitlich hatte es längst aufgehört zu regnen, aber es bliess ein starker Wind, der den Aufenthalt ausserhalb des "Salongs" des Fährschiffes zu einer erfrischenden Angelegenheit machte. Die einzigen, die auch mit dem Fotoapparat an der Frischluft auftauchten, sprachen Schweizerdeutsch.

Während der Überfahrt wurden die steilen Berge der Lofoten immer kleiner, und es näherten sich die etwas weniger wilden Berge der Vesterålen.

Trotz des weiten Wegs, der noch vor mir stand, zog ich es vor, statt auf dem direkten Weg auf der schmalen Küstenstrasse nach Stokmarknes zu gelangen. Das schmale, etwas holprige Strässchen hatte es in sich. Ab und zu gab es einen Fotohalt.

Urplötzlich war ich in Stokmarknes angelangt. Auf einmal fuhr ich an einem grossen aufgebockten Schiff vorbei, dann wurde mir klar, dass das ja das Hurtigruten-Museum war. Das alte Schiff Finnmarken, vor ein paar Jahren durch ein topmodernes Schiff ersetzt, steht dort zur Besichtigung. Leider sind die offenen Flächen des 1956 gebauten Schiffs relativ unschön überdacht, aber für eine grundlegende Sanierung fehlt das Geld und die Korrosion schreitet voran.

Da ich nicht alle Tage in Stokmarknes vorbeikomme, gönnte ich mir die Pause für einen Besuch des Museums. Das Museum war dann allerdings schnell besichtigt, aber auf dem alten Schiff konnte man sich recht frei bewegen und in den Gängen und Räumen fast verirren. Das Schiff machte den Eindruck, als ob es letzte Woche noch in Betrieb gewesen wäre, hingen doch noch Speisekarten, im Office herrschte etwas Unordnung und man hätte glauben können, dass die Kabinen erst gerade verlassen wurden. Die Ausrangierung und Aufstellung erfolgte aber schon vor 20 Jahren. Die grösste Herausforderung war dann für mich, den Ausgang vom Schiff wieder zu finden... Nachfolgend ein paar Bilder vom Rundgang:

In Stockmarknes befindet sich ein Head Quarter der Hurtigrute. Die Ortschaft befindet sich auf der Insel Hadseløy, zur Nachbarinsel Langøy gibt es eine grosse Brücke. Da zwischenzeitlich das Wetter aufgehellt hatte, gab auch diese Brücke ein schönes Fotosujet:

Stockmarknes wird auch täglich von den nord- und südwärts fahrenden Hurtigurte-Schiffen angelaufen. Nach meinem Museumsbesuch traf die südwärts fahrende Hurtigrute gerade ein. Es kam das älteste der elf Schiffe, die M/S Lofoten mit dem ehrwürdigen Jahrgang 1964. Da es eine ganze Fan-Gemeinde für die alten Hurtigrute-Schiffe gibt, kaufte die Rederei das Schiff vor ein paar Jahren zurück und nahm es wieder in den normalen Umlauf. Kenner schätzen die Ambience auf dem Schiff und buchen ganz bewusst auf der M/S Lofoten. Ich reiste vor ein paar Jahren von Ålesund nach Trondheim mit diesem Schiff und fand es sehr laut in der Kabine. Die neuen Schiffe bieten schon viel mehr Komfort.

Die Weiterfahrt führte über die Brücke bei Stokmarknes, dann der Insel Langøy entlang bis Sortland und über eine weitere grosse Brücke zur Insel Hinnøy. Das Wetter besserte sich rasant.

Auf der Insel Hinnøy stiess ich dann wieder auf die Schnellstrasse E10, welche ich vor zwei Tagen auf dem Weg auf die Lofoteninseln befahren hatte. Die Weiterreise an Lødingen vorbei bis zur grossen Brücke über den Tjeldsund (mit Übergang zum Festland) führte mich über eine Route, die ich vor einem Jahr in der Gegenrichtung bereist hatte.

Die grosse Brücke über den Tjeldsund weckt auch grosses Staunen:

Einmal mehr verzichtete ich auf den direktesten Weg und nahm einsame Nebenstrassen. Von der Tjeldsundbrücke ging es in wunderschöner Fahrt dem Fjord entlang und über die Ortschaft Grov und nochmals kilometerweise dem Fjord entlang, bis ich wieder einmal auf der Hauptschlagader Norwegens, der E6, angelangte. Dieser folgte ich einige Kilometer, zweigte dann auf die Hauptstrasse 84 in Richtung Tennevoll ab und folgte sehr lange dieser Strasse. In einer Ortschaft Brøstadbotn, die wiederum am Meer liegt, hoffte ich das auf der Karte eingezeichnete Hotel zu finden, wurde aber nicht fündig. So umrundete ich die Halbinsel und suchte das ca. 30 km entfernte Sørreisa auf, wo es auch ein Hotel geben sollte. Da auch dieses inexistent war, musste ich die nächsten 25 km unter die Räder nehmen, um nach Bardufoss zu gelangen, wo es dann wirklich ein Hotel (vermutlich auch noch ein zweites) gab.

Nachfolgend ein paar Eindrücke der ewig langen Fahrt mit vielen Kurven und viel bergauf und -ab:

Die Bilder zeigen es, dass das Wetter fortlaufend besser wurde. Ich durfte mir also Hoffnungen machen, dass der nächste Tag auch nicht so schlecht würde.

Bardufoss ist eine Strassenkreuzung mit Post und Supermarkt, Hotel und zwei Flughäfen. Der eine Flughafen ist zivil und wird täglich dreimal von Oslo angeflogen, der andere Flughafen dient militärischen Zwecken. Mitten in den Bergen betreibt das norwegische Heer einen grossen Waffenplatz.

Die Karte mit der Reiseroute zeigt die lange Strecke, die ich heute zurückgelegt hatte: